Dialog gestern im Straßencafé zwischen einer jungen Frau, die einem Mann etwas Nettes sagen will – und einem Mann, der‘s nicht versteht.
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Er packt gerade sein Sportzeug aufs Fahrrad.
Sie: „Die Yogamatte steht Dir gut.“
Er: „Das ist eine Fitnessmatte.“
Sie (lächelt): „Ist doch egal…“
Er (ernst): „Nein, eine Fitnessmatte sieht schon etwas anders aus.“
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Chance vertan…
Offenbar leidet dieser Mann an der sog. Männerkrankheit: Menschen im Zustand der Herzlosen Rechthaberei müssen zwanghaft Recht haben. Immer. Reflexhaft checken Sie jede Aussage darauf ab, wo etwas stecken könnte, was nicht „richtig“ ist.
Tentakelgleich krallt sich ihr logisch denkender Kopf in dieses Haar in der Suppe und bläht es zum veritablen Urviech auf. Das Detail ihrer Aufmerksamkeit kann dabei noch so klein und unbedeutend sein – egal! Hauptsache: „Ich habe recht und Du nicht!“
Dabei zerstören sie rasch jede Leichtigkeit, jede Freude, aber auch jede Chance auf eine wertschätzende, konstruktive Kommunikation. Denn es geht ihnen ja nicht um Austausch und gegenseitige Inspiration sondern ausschließlich um den Triumph des Ich-Hatte-Doch-Recht.
Besonders gut lässt sich diese Krankheit auf Facebook oder Twitter beobachten. Hier finden diese Männer optimale Bedingungen, um ihre Sucht nach Rechthaberei ungehindert auszuleben. Ständig bekommen sie neues Futter durch neue Nachrichten.
Ein nicht unerheblicher Teil dieser Männer (ja, es sind meistens Männer) nutzt die Gelegenheit und platziert in seinen Antworten auch noch seinen Hass: auf Frauen, auf Greta, auf Klimaschützer, auf Merkel, auf Muslime, auf Linke, auf Lesben, auf Schwule, auf auf auf…
In der oben genannten Szene im Café mutet die Herzlose Rechthaberei noch irgendwie skurril an. Ist ja auch nicht viel passiert – der Kerl hat sich nur selbst die Möglichkeit für einen netten Flirt genommen.
Leider aber bleibt es selten auf diesem Level, denn diese Krankheit ist darauf angelegt, sich immer weiter hinein zu steigern. Immer weiter, bis in den blankem Hass. In letzter Konsequenz bis zu dem Punkt, wo alle anderen sch**ße sind und vernichtet gehören.
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Wer mehr über die Herzlose Rechthaberei – und ihr weibliches Pendant, die Kopflose Gefühligkeit – erfahren will, dem empfehle ich mein neues Buch Der reife Mann. Darin gehe ich detaillierter auf diese Dynamik ein. Wie sie entsteht – und wie man sie wieder los wird.